Vivaldi

Großer Zuspruch beim Nahwärmeprojekt Vivaldi

Am Freitag, den 10.01.2025 fanden unter der Regie der energetischen Quartiersgenossenschaft Energie für Botnang eG (EfB) gleich zwei Veranstaltungen im Botnanger Bürgersaal statt.
In beiden ging es um die Idee, in einem Quartier rund um den Vivaldiweg ein klimaneutrales Nahwärmenetz zu errichten. Das Besondere dabei: es handelt sich um Wärmenetz, das in der vorliegenden kommunalen Wärmeplanung nicht vorgesehen ist.

Nach Gründung der Quartiersgenossenschaft, die sich ganz der Unterstützung der Botnangerinnen und Botnanger beim Aufbau einer nachhaltigen, günstigen und zukunftsfähigen Energieversorgung widmet, erhielt diese aus verschiedenen Richtungen Unterstützungsanfragen zum Thema Heizung. Darunter auch aus verschiedenen Gebäuden rund um den Vivaldiweg. Genossenschaftsvorstand Robert Hoening kam im Zuge einer Erstprüfung schnell der Gedanke, dass aufgrund der engen Nachbarschaft der Gebäude die Möglichkeit eines Nahwärmenetzes erwogen werden sollte. Zusammen mit Altstadtrat Dr. Michael Jantzer, der, obwohl in Obertürkheim zuhause, einer der Aufsichtsräte der Botnanger Genossenschaft ist, begann er eine Projektskizze für das Nahwärmenetz Vivaldi zu entwickeln. Anwohner, teilweise bereits Genossenschaftsmitglieder, wurden angesprochen und einbezogen. Daten zu den Gebäuden und deren Wärmeverbräuchen wurden zusammengetragen. Energie-Experten und Planer der Stadt, aus den Stadtwerken, der Kommunalen Energieagentur (KEA) und von einschlägigen Ingenieurbüros wurden befragt.

Für den Projekterfolg haben sich die bereits bestehenden Förderprogramme von Bund und Stadt als besonders wichtig herausgestellt. Jedoch fehlen noch Unterstützungsprogramme zur Finanzierung des Projekts insbesondere in der noch ungewissen und risikobehafteten Anfangsphase der detaillierten Projektplanung.

Schließlich erschien die Projektskizze Ende letzten Jahres technisch und wirtschaftlich so stimmig, dass die beiden Projektleiter Jantzer und Hoening beschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen und herauszufinden, wie die Resonanz auf ein derartiges Projekt ausfällt. Es wurde zu einem Expertengespräch mitsamt Begehung des Quartiers eingeladen, das letzten Freitag nachmittags stattfand. Per Hauswurfsendung wurden aber auch alle Anwohner zu einem anschließenden Informationsabend in den Bürgersaal eingeladen.

Beim Expertengespräch waren rund 20 Handwerker, Installateure, Planer, Berater, SolarScouts, einige Anwohner des Quartiers, Vertreter des Amts für Umweltschutz und die Botnanger Bezirksvorsteherin Mina Smakaj zugegen. Einerseits zeigte sich, dass es mit diesem Projekt ein "dickes Brett" zu bohren gibt, bei dem noch viele Fragen zu klären sind. Andererseits gab es viel Zustimmung und keine grundsätzlichen Bedenken zur Umsetzung.

Im nächsten Schritt muss durch ein erfahrenes Planungsbüro im Zuge einer sogenannten Vorplanung festgestellt werden, wie das Netz und die Wärmeerzeugung letztendlich technisch konfiguriert werden sollen. Und die Genossenschaft als Initiatorin, Organisatorin, Projektleiterin und schließlich als Betreiberin des Netzes muss daran arbeiten, den teilnehmenden Gebäude- und Wohnungseigentümern ein Rund-um-Sorglos-Paket mit fairen und sozialverträglichen Teilnahmebedingungen anbieten zu können.

Das Eigentum an den technischen Anlagen sollte im Übrigen in einer "Heizungseigentümergemeinschaft" (HEG, analog zu Wohnungseigentümergemeinschaften) gebündelt werden, an der alle Teilnehmenden abhängig von den in Anspruch genommenen Anschlussleistungen Miteigentümeranteile halten. Diese HEG ist am Ende oberste Instanz und Auftraggeberin für alle Bau- und Dienstleistungen inkl. denen der Genossenschaft.

Zum Informationsabend kamen dann etwa 50 Anwohnerinnen und Anwohner sowie noch einmal so viele Interessierte aus der unmittelbaren Nachbarschaft, aus Botnang und auch aus anderen Stadtteilen. Aus dem Rathaus mit dabei war Martin Körner in seiner Eigenschaft als Leiter des Grundsatzreferats Klimaschutz, Mobilität und Wohnen.

Mit jungem Elan führte EfB Aufsichtsrätin Margarete Schumm (26) durch den Abend und sorgte schon mit ihrer Moderation für eine positive Grundstimmung.

Den rund 100 Zuhörenden wurden die Genossenschaft, die Ausgangsüberlegungen und schließlich die wichtigsten Elemente der Projektskizze vorgestellt. Dazu gehörten vor allem die Erwartungen und Zielstellungen, die im Vergleich zu heutigen und künftigen Einzellösungen an das Wärmenetz zu stellen sind. Die technischen Daten, Eckwerte und praktischen Aspekte des Netzbaus und die Überlegungen zu möglichen Standorten für die technischen Anlagen inkl. der Option einer energetischen Unterstützung durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern der beteiligten Gebäude wurden von Robert Hoening und Michael Jantzer vorgestellt. Betont wurde aber auch der warnenden Hinweis, dass es sich bislang lediglich um eine Projektidee und noch keineswegs um einen wirklichen Plan oder gar ein konkretes Angebot handelt.

Es folgte eine ausführliche Fragerunde, in der es um Nachfragen zu technischen Details, aber auch um die Klärung von "Übergangsfragen" ging. Wie sieht es mit der Geräuschbelastung durch eine Wärmepumpe aus? Was mache ich, wenn meine Heizung schon vor Fertigstellung des Netzes kaputt geht? Oder: ich musste meine Gasheizung erst vor kurzem erneuern und würde die gerne erstmal "aufbrauchen". Kann ich mich auch später ans Netz anschließen lassen?

Nicht alle Fragen konnten abschließend beantwortet werden. Jantzer und Hoening konnten aber versichern, dass alle technischen Problemstellungen in die Vorgaben für die technische Vorplanung einfließen werden.

Im abschließenden Teil des Abends ging es dann um die Einbindung der betroffenen Ei-gentümer und Anwohner in das weitere Projektgeschehen. Zur Sicherstellung der Beteili-gung und Mitsprache der Teilnehmenden an Planung, Bau und Betrieb des Netzes, aber auch zur Qualifikation der EfB als antragstellende Organisation bei den verschiedenen Förderprogrammen ist zunächst die Mitgliedschaft aller Teilnehmenden in der Genos-senschaft erforderlich. Zudem ist die Entrichtung eines ersten Projektbeitrages auf ein Sonderkonto nötig, um einen Teil der Kosten für die recht aufwändige Vorplanung mitzu-finanzieren. Erst nachdem diese Vorplanungen mit belastbaren technischen und wirt-schaftlichen Zahlen vorliegen, kann final über das Go oder Not-Go des Nahwärmenetzes entschieden werden. Insofern ist der Sonderbeitrag – angedacht sind 500 € - mit einem gewissen Risiko behaftet. An dieser Stelle weisen Jantzer und Hoening darauf hin, dass für ein Gelingen dieses Projekts speziell in der Vorplanungsphase auch seitens der Stadt Stuttgart ein finanzielles Engagement wichtig ist.

Es wurde ein vierköpfiger vorläufiger Beirat gebildet, der die Interessen der Anwohner beim weiteren Projektverlauf bis zur Vergabe der Vorplanung vertritt. An die Anwesenden wurde ein Formblatt "Interessenbekundung" verteilt, mit dem die Anwohner signalisieren können, dass Sie dabei sein wollen. Als Quorum fürs Weitermachen wurden 50 teilnehmende Eigentümer festgelegt, was etwa einem Viertel der gesamten Anwohnerschaft im Quartier entspricht.
Beim abschließenden Stimmungsbild konnte man den Eindruck gewinnen, dass dieses Quorum schon fast erreicht ist.

Den Veranstaltenden schallte jedenfalls von allen Seiten große Begeisterung, Anerkennung und Zuspruch entgegen. Ein Besucher aus einem anderen Stadtteil meinte nur: "Schade, dass ich nicht in diesem Quartier wohne!".

Hier geht's zur Präsentation:

Und hier kann die Interessenbekundung hochgeladen werden: